Wir hatten im Rahmen unsere Vorstellungen über die Hilton Honors Visa und die Lufthansa Miles and More Kreditkarte schon darauf hingewiesen, dass es sich lohnt neben der Kreditkarte der Hausbank auch noch einmal einen Blick auf andere Kreditkarten zu werfen. Dies wollen wir nachfolgend tun und dabei auch einen Blick auf das Membership Rewards Programm werfen.
Neben Visa und Mastercard drängt gegenwärtig ein dritter Anbieter nachdrücklich auf den deutschen Markt. Des ist American Express. American Express gibt verschiedene Karten heraus. Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen die verschiedenen American Express Kreditkarten vorstellen. Als Einstieg allerdings zunächst einige Worte zu American Express selbst. Wir haben aufgrund von zahlreichen Fragen und Gesprächen den Eindruck gewonnen haben, dass hier noch ein gewisser Informationsbedarf besteht.
Einführung
Die American Express Karte umgab lange die Aura einer Luxuskarte mit geringer Akzeptanz, unbeliebt bei Händlern und verbunden mit hohen Kosten. Aber stimmt dies auch?
American Express ist ein verhältnismäßig altes Unternehmen. Gegründet 1850 begann die Firma mit Eilzustellungen per Boten oder Kutsche. Obgleich das Unternehmen anfänglich keine Finanzdienstleistungen anbot, erkannten die Gründer schnell, dass dies ein durchaus lukrativeres Betätigungsfeld war als der Transport von Gütern. In direkter Konkurrenz zur US Post begann es 1857 Geldanweisungen anzubieten. Ende des 19 Jahrhundert führte American Express dann Traveller Cheques ein. Es löste die bis dahin auch bei Privatreisenden verbreiteten Letter of Credits ab, die den Inhaber als Kreditwürdig auswiesen und es ihm ermöglichten im Ausland bei lokalen Banken Geld zu beziehen.
Bereits 1946 gab es innerhalb von American Express Überlegungen eine Kreditkarte anzubieten. Diese sollte es dem Karteninhaber ermöglichen, mit der Karte auf Kredit einzukaufen. Diese Planspiele wurden jedoch für einige Jahre zurückgestellt, bis im März 1950 Diners eine Kreditkarte herausgab.
Die Kreditkartenfirma erstattet dem Händler die Kosten des Einkaufs und der Kreditkarteninhaber war Schuldner der Karte. Der Vorteil war, dass gerade bei größeren Ausgaben keine größeren Geldsummen mitgeführt werden mussten. Auch hatte der Verkäufer mit der Kreditkartengesellschaft einen solventen Schuldner und er erhielt das Geld auf sein Konto überwiesen. Hierfür allerdings mussten sowohl Händler als auch Karteninhaber Gebühren zahlen.
Im Jahr 1950 gab dann Diners Club die erste Kreditkarte heraus. Dies führte dann im folgenden dazu, dass American Express die Überlegungen wieder hervorholte.
American Express Kreditkarten
Die ersten Kreditkarten wurden am 01.10.1958 herausgegeben. Jedoch war das öffentliche Interesse dabei so groß, dass bereits zum 01.10.1958 250.000 Karten ausgegeben waren. Verbunden mit einer Jahresgebühr von 6 USD war die Karte teurer als die von Diners Club. Daher wird die Karte häufig noch immer als exklusiver angesehen als vergleichbare Karten. Während die ersten Karen noch aus Pappe gemacht waren, begann American Express bereits 1959 Plastikarten herauszugeben. Hier übernahm American Express dann eine Vorreiterrolle.
Die American Express Kreditkarte war zunächst in der bekannten grünen Farbe erhältlich. Aber bereits 1966 wurde die American Express Goldkarte eingeführt, die sich an reiseaffine Personen richtete. Ziel was eine größere Exklusivität durch zusätzliche Leistungen. Es folgte dann 1984 die American Express Platinumkarte mit erneut gesteigerten zusätzlichen Leistungen.
Als Ersatz für die Exklusivität einer Kreditkarte, die nur auf Einladung vergeben wird, wurde 1999 die American Express Centurion Karte eingeführt. Diese wird häufig auch als American Express Black bezeichnet. Bei der Einführung belief sich die Jahresgebühr auf 1.000 USD sowie eine einmalige Aufnahmegebühr von 7.500 USD. Bereits in den Jahren zuvor hatte es immer wieder Berichte und Gerüchte über eine oberhalb der Platniumkarte angesiedelte Karte gegeben.
In den Jahren zuvor und danach wurden verschiedene weitere Kreditkarten herausgegeben. Hierbei handelt es sich einersetis um Guthabenkarten aber andererseits auch Varianten der bekannten American Expresskarten. So wurde mit der American Express Blue ein günstigeres Produkt für ein jüngeres Publikum geschaffen. Auch wurden Karten mit einem eingeschränkten Leistungsumfang jedoch ohne eine monatliche Gebühr eingeführt.
Corporate Karten
Neben den Karten für Privatkunden gibt es zudem auch Karten für Geschäfte und Unternehmen, über die z.b. Mitarbeiter Ihre Firmenreisen abrechnen können. Durch eine Partnerschaft mit Concur, einem auf Reiseabwicklungen spezialisierten Unternehmen, wird gerade in größeren Unternehmen die Abwicklung von Spesen erleichtert. Auch wird der Umsatz hierdurch besser kontrolliert. Daneben kann eine Corporate Karte aber auch im Geschäftsumfeld in den vorgenannten Varianten (Grün, Gold, Platinum) bezogen werden. Hier sind meist mehrere Zusatzkarten enthalten, deren Inhaber von den gleichen Leistungen profitierten, wie der (Haupt)Karteninhaber.
Anders als Visa und Mastercard gibt American Express die Kreditkarten selbst heraus. Während eines Kreditkarte von Visa oder Mastercard immer von einer Bank herausgegeben wird und gerade nicht von Visa oder Mastercard selbst, ist dies bei American Express anders. American Express wie auch Diners geben die Karten unmittelbar heraus. Dies gilt auch für Karten, die im Rahmen einer Partnerschaft z.B. mit Payback, Sixt oder BMW (Deutschland), Air France oder Accorhotels (Frankreich) oder British Airways (Großbritannien) herausgegeben werden.
Die einzige Ausnahme sind die American Express Kreditkarten der Commerzbank und Deutschen Bank, die von diesen vermittelt – aber eben nicht herausgegeben werden. Dies soll aber hier keine Rolle spielen.
Gegenwärtig sind insgesamt – d.h. sowohl private als auch geschäftlich Karten – mehr als 112 Millionen Karten ausgestellt, hiervon rund 50 Millionen in den USA. Im Durchschnitt werden 18.519 USD pro Jahr mit jeder Karte umgesetzt.
American Express Kreditkarten in Deutschland
American Express gibt in Deutschland verschiedene Kreditkarten heraus. Dies sind im Einzelnen unterteil in Karten für Privatkunden, Karten für kleine Firmen, Freiberufler und Selbständige sowie größere Firmen folgende Karten.
Privatkunden
Die nachfolgenden Karten richten sich an Privatkunden. Sie werden demzufolgen mit Ausnahme der Centurion Card auch aktiv auf der Homepage von American Express auch aktiv beworben.
- American Express Blue Card
- American Express Card
- American Express Gold Card
- American Express Platinum Card
- American Express Centurion Card
Privatkundenkarten in Kooperation mit anderen Banken / Firmen
Die nachfolgenden Karten richten sich gleichfalls an Privatkunden. Sie werden entweder gemeinsam mit der Commerzbank oder dem jeweiligen Unternehmen von American Express herausgegeben. Im Gegensatz zu den reinen American Express Karten umfassen diese spezielle auf die jeweilige Firma zugeschnittene Leistungen, z.b. bei Sixt Vergünstigungen bei der Anmietung von Wagen bei Sixt oder bei BMW Zugang zu besonderen Leistungen von BMW.
- Comdirect American Express Gold Card
- Commerzbank American Express Gold Card
- Commerzbank American Express Platinum Card
- Payback American Express Karte
- Sixt American Express Card
- Sixt American Express Gold Card
- BMW Credit Card
Geschäftskarten
Small Business Cards (bis zehn Karten)
Die nachfolgenden Karten richten sich an kleinere Unternehmen, die bis zu zehn Karten für Ihre Mitarbeiter benötigen und einen Umsatz von bis zu 10 Millionen Euro generieren. Sie haben meist ein verlängerte Zahlungziel, so dass insbesondere die Abrechnung von Geschäftsreisen für die Mitarbeiter erleichtert wird.
- American Express Business Card
- American Express Business Gold Card
- American Express Business Platinum Card
Corporate Karten
Die nachfolgenden Karten richten sich an größere Unternehmen, die mehr als zehn Karten für Ihre Mitarbeiter benötigen und einen Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro generieren. Abgesehen von der höheren Anzahl an Mitarbeitern sind die Leistungen vergleichbar mit den Small Business Cards. Allerdings ist es hier oft möglich, Geschäftsreisen unmittelbar in unternehmensinterne Abrechnnungsprozesse zu integrieren.
- American Express Corporate Card
- American Express Corporate Gold Card
- American Express Corporate Platinum Card
Corporate Karten in Kooperation mit anderen Banken / Firmen
Die nachfolgende Karte richten sich an größere Unternehmen, die mehr als zehn Karten für Ihre Mitarbeiter benötigen und einen Umsatz von mehr als 30 Millionen Euro generieren. Außer dass diese Karten von American Express gemeinsam herausgegeben werden unterscheiden diese sich von den obigen Karten nicht.
- BCD Travel American Express Corporate Card
- Deutsche Bank American Express Corporate Card

[Corporate Foto by American Express]
American Express Akzeptanz
Es ist aber nach wie vor weit verbreitet, dass die Akzeptanz von American Express geringer ist als die von Visa und Mastercard. Dies ist grundsätzlich auch so, jedoch ändert sich dies. Wir möchten daher an dieser Stelle der Ursache hierfür auf den Grund gehen.
Es ist richtig, dass American Express verglichen mit den Wettbewerbern verhältnismäßig hohe Gebühren nimmt. Die Gebühr betrug z.b.vor einigen Jahren noch bis zu 4% vom Umsatz. Die Wettbewerber berechneten dagegen nur bei 2,4%. Dies galt allerdings immer schon nur für kleine Händler. Größere Ketten, Hotels, Tankstellen und auch Fluggesellschaften zahlten demgegenüber schon immer abweichende Gebühren.
Zudem ist American Express in der Vergangenheit vor allem in den USA insoweit negativ aufgefallen, als es eine Exklusivität der Akzeptanz einer American Express Kreditkarte mir deutlich gesenkten Gebühren belohnt hat. Dies sorgte dann allerdings für massive Beschwerden bei den Wettbewerbern und im Ergebnis endete dies in der „Boston Fee Party“. Zahlreiche Restaurant in Bosten akzeptierten keine American Express Karte mehr, dafür aber die günstigeren Karten (trotz Discount der Interchange Fees) von Visa und Mastercard. Im Ergebnis hat dies auch ein Umdenken bei American Express ausgelöst. Weg von der Excklusivität hin zu einer verbreiteten Akzeptanz auch bei Supermärkten. Diese Bewegung in den USA hat allerdings erst spät nach Europa übergegriffen. Hier war American Express lange ein exklusiveres Produkt. Und dieses Image wurde durch die Geschäftsführung hier auch gepflegt.
Mittlerweile hat aber auch American Express die Gebühren hierzulande massiv gesenkt. Insbesondere bei kleineren Anbietern verlangt American Express nur noch Gebühren von rund 1,9%. Die größeren Filialisten zahlen eh abweichende Gebühren. Und es sieht aus Informationen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels so aus, als ob American Express hier weiter nachlegt. Denn es ist auch für Geschäfte mitunter kostenintensiv, Bargeld vorzuhalten.
Begrenzung der Gebühr durch Europäische Kommission
Hintergrund für das Umdenken ist, dass Visa und Mastercard durch die europäische Kommission (Verordnung (EU) 2015 / 2366) gezwungen worden sind, die Gebühren auf 0,3% zu begrenzen. Dies gilt allerdings nicht so pauschal, wie dies häufig angenommen wird. Die Begrenzung auf 0,3% gilt nur für die privaten Kreditkarten von Visa und Mastercard. Es gilt z.b. nicht für Businesskarten dieser Herausgeber, also z.B. auch nicht für die Lufthansa Miles & More Business Kreditkarte. Die Begrenzung gilt demzufolgen auch nicht für American Express und Diners. Dies hat zwar zur Folge, dass mehr Händler diese Karten akzeptieren, sorgt aber z.B. auch dafür, dass es bei privaten Visa- oder Mastercard Karten weniger Punkte pro ausgegebenen Euro gibt. Auch wurde manche Visa oder Mastercard Kreditkarte in der sogar Folge teurer.
Dennoch hat American Express die Akzeptanz in den vergangenen Jahren nicht nur bei den großen Filialisten, sondern auch bei kleineren Geschäften und Diskountern gesteigert. Bereits seit längerem könnt Ihr schon bei der Supermarkkette Real mit American Express einkaufen, seit einiger Zeit ist dies nun auch bei Aldi und Lidl möglich. Die neuen Vertragspartner werden hierbei auch auf der American Express Homepage beworben.
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