Social Distancing ist gerade in alle Munde. Im Flugzeug ist dies nur bedingt umzusetzen. So scheint es naheliegend, durch Änderungen der Sitzanordnung einen besseren Schutz zu bieten. Mit Glassafe und Janus Sitz von Aviointeriors werden insoweit zwei interessante Konzepte vorgestellt.
Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus
Gegenwärtig haben einige Fluggesellschaften bereits Maßnahme zum Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus umgesetzt. Dies resultiert in der Regel Freilassen des Mittelsitzes. Mit relativ geringen Passagierzahlen ist dies derzeit möglich.
Zum einen ist dies finanziell ohne Anpassungen nicht möglich.
Der IATA Chef de Juniac wird im Branchenmagazin Flight International (Ausgabe vom 28.04.2020 – diese sollte auch für Euch ohne Abonnement frei zugänglich sein) damit zitiert, dass der Break even bei einem typischen Kurzstreckenflug bei rund 70% Auslastung („load factor“) liegt. Mit dem freien Mittelsitz liegt die Auslastung maximal bei 66%. Mithin lässt sich zumindest auf dem gegenwärtigen Preisniveau kein Geld verdienen lassen.
Zum anderen ist umstritten, ob sich das Infektionsrisiko hierdurch minimieren lässt. Denn wenn man von einer 1,5 Meter Regel ausgeht, wird schnell klar, dass Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus mehr als nur ein freier Mittelsitz ist.
In seltener Einmütigkeit vertreten hier die IATA und Ryanair Chef O’Leary denselben Standpunkt. Zudem weist auch O’Leary darauf hin, dass eine Auslastung von nur 66% für Ryanair nicht tragbar ist. Aber wohl auch für fast alle anderen Fluggesellschaften nicht.
Es muss als eine andere Lösung zum Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus her.
Janus Sitz und Glassafe – zwei Lösungen von Aviointeriors
Das italienische Unternehmen Aviointeriors aus Neapel hat nun einige Ideen für Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus vorgestellt, die einen Schutz bieten sollen. Hierbei aber nicht zulasten der Auslastung gehen sollen.
Aviointeriors ist keine unbekannte Größe im Geschäft mit Flugzeugsitzen. Das Unternehmen zählt mit Asian Airlines und Cathay Pacific durchaus bekannte Größen zu Ihren Kunden.
Janus Sitz von Aviointeriors
Der Janus Sitz von Aviointeriors basiert auf dem Ying Yang Konzept von gegensätzlich montieren Sitz. Erinnert insoweit an die Anordnung in der Club World Kabine von British Airways. Benannt ist der Sitz nach doppelköpfigen römischen Gott Janus, der sowohl in die Vergangenheit als auch die Zukunft schauen konnte. Insoweit ist bereits der Name gut gewählt.
Der Janus Sitz von Aviointeriors basiert auf einem regulären Economy Class Sitz, bei dem der mittlere Sitz gegensätzlich montiert ist. Zusätzlich bietet eine Abtrennung aus Kunststoff Schutz vor den Nachbarn auf der rechten und linken Seite. Auch Tisch und Ablagemöglichkeit stehen wie gewohnt zur Verfügung.
Eine Beeinträchtigung des Sitzabstandes gibt es nicht. Mithin kann also der – durchschnittliche – Sitzabstand weiterhin gewahrt bleiben, wie die Firma gegenüber dem Aircraft Interiors Magazin mitteilte.
Rendering und Modell zeigen, dass der Abstand der Köpfe der Passagiere zwar vermutlich nicht 2 Meter entfernt sind, aber den 1,50 Metern sehr nahe kommen.
Der Umbau eines Flugzeuges, so der Geschäftsfüher Paolo Drago, sei zwar durchaus etwas komplexer. Und auch seien im Falle von Exit Row abweichende Lösungen erforderlich. Der Sitz bietet aber auch Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus in Form von mehr Privatsphäre und Trennung durch die Abtrennungen.
Der Sitz hat noch keine Zulassung. Und auch über Interesse einzelner Fluggesellschaften ist bislang nichts bekannt.
Glassafe von Aviointeriors
Mit Glassafe von Aviointeriors schafft das Unternehmen eine weitere Lösung. Glassafe von Aviointeriorsist für bestehende Kabinen gedacht. Die Lösung besteht auch einem durchsichtigen Kunststoffaufsatz, der auf bestehende Sitze montiert werden kann.
Im Bereich des Kopfes bietet Glassafe eine Schutz vor Tröpfchenübertragung anderer Fluggäste. Die Lösung ist auf bestehende Sitz zu montieren. Hierbei ist allerdings unklar, ob dies auch für Fabrikate anderer Anbieter gilt oder nur die des von Aviointeriors. Zudem gibt es aufgrund des Gewichtes ein höheres Gesamtgewicht des Flugzeuges. Damit verbunden auch höhere Treibstoffkosten. Details über das Gewicht indes waren nicht in Erfahrung zu bringen.
Da hier der Abstand nicht gewahrt bleibt und auch die Körpergröße eine Rolle spielt, ist unklar, ob und welchen Schutz diese Lösung bieten kann. Der Grad der Transparenz und ob diese überhaupt gegeben sein soll, ist wählbar. Eine Zulassung gibt es aber auch hier noch nicht.
Bei Lösung, sowohl Glassafe als auch der Janus Sitz von Aviointeriors sollen einfach und schnell zu reinigen sein.
Indes sehen wir hier auch ein wesentliches Problem. Denn eine gründliche Reinigung wird unumgänglich sein. Und damit auch die Turn-around Zeiten verlängern. Demgegemüber ist dies ein generelles Problem. Daher wird zukünftig wohl verstärkt auch der Passagiere zu einer Nachreinigung greifen. Und eben Tisch, Armlehnen und ggf. Kopfstütze reinigen. Hier sind Leder- Stoffsitzen gegenüber im Vorteil.
Quintessenz
Zunächst einmal ist es schön zu sehen, dass sich bereits Firmen mit dem Thema Social Distancing im Flugzeug nach Coronavirus befassen. Denn das Freilassen des Mittelsitzes ist nur ein Lippenbekenntnis. Wird aber aufgrund des auch dann engen Abstandes keinen ausreichenden Schutz bieten.
Die Lösungen von Aviointeriors sind da ein guter Ansatz.
Mit dem Janus Sitz von Aviointeriors bietet das Unternehmen ein innovatives Produkt, das vielversprechend aussieht. Gleichwohl dürfte die gerade klamme Branche die Investition in neue Sitze scheuen. Indes wären in unserem Team durchaus einige bereits hierfür einen Zuschlag zu zahlen. Denn das Gegenübersitzen im Ying-Yang-Prinzip in der Economy-Class ist nach unserem Dafürhalten auch ein Gewinn. Vor allem dann, wenn die Zwischenwände getönt sind und nicht so einfach zu durchsehen.
Glassafe dagegen ist eine kostengünstige Lösung. Unter Umständen sogar nur temporär einsetzbar, wenn diese denn auf jeden Sitz montiert werden kann. Demgegenüber sind wir beim Schutz skeptisch, ob dieser so hoch ist. Unterschiedliche Körpergrößen mögen hier eine Rolle spielen, aber auch andere Faktoren. Die Gefahr von Schmierinfektionen bei Mittelarmlehne und unabsichtliche Berührungen bleibt. Wir verkennen natürlich nicht, dass die Ansteckungsgefahr hierbei wesentlich geringer ist.
Jedenfalls sind wir gespannt. Vielleicht findet sich eine Airline, die es wagt, die Konzepte auszuprobieren. Und möglicherweise gibt es ja auch Fördergelder.
Wir sind aber natürlich auch gespannt, was Ihr über die Lösungen denkt. Wir freuen uns jedenfalls auf Eure Meinung in den Kommentaren.
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